Interview mit Bürgermeister Hans Kronberger:
„Wir müssen alle deutlich mehr als bisher
im Ort einkaufen!“
„Der Kirchhamer“ führte mit dem seit 20. März dieses Jahres amtierende Bürgermeister Hans Kronberger ein Interview, worin das Ortsoberhaupt zu den aktuellen Themen der Laudachtalgemeinde Stellung nimmt. Kronberger, der bei der Direktwahl mit knapp 93 % eindrucksvoll bestätigt wurde, nennt dabei die Dinge deutlich beim Namen und zeigt Perspektiven und Chancen für Kirchham auf. |
Am 27. September hast du und die ÖVP Kirchham einen tollen Wahlsieg gefeiert.
Was waren die Gründe dafür?
Bgm. Kronberger: Ich darf die Gelegenheit nützen und mich nochmals bei allen Kirchhamerinnen und Kirchhamern für die sensationelle Zustimmung bedanken. Es war ein historisches Ergebnis – das Beste der ÖVP seit 1945! Der Erfolg hat mehrere Faktoren. Die erfolgreiche Arbeit meines Vorgängers Franz Bieregger, der schwungvolle Start nach dem Bürgermeisterwechsel und vor allem dass wir sofort gehandelt haben. Sportplatz, Wohnbau, Feuerwehrhaus und die Schulproblematik wurden angegangen und einer raschen Lösung zugeführt. Ganz entscheidend war aber unser Team. Ich bin echt stolz, dass bei uns so viele junge, frische Kräfte mitwirken. Und – dass die Erfahrenen nicht aufgehört haben, sondern weiterhin mit Freude dabei sind!
Wie willst du diesem Vertrauen gerecht werden?
Die umfassende Zusammenarbeit mit allen Kräften im Gemeinderat wie in den Vereinen und Körperschaften wird beibehalten. Alle Themen werden vor Entscheidung intensiv diskutiert. Keiner wird übergangen, alles wird möglichst transparent gemacht. Die Bevölkerung soll wissen, woran sie ist. Geheimniskrämerei ist nicht meine Sache, außerdem gilt: Umso geheimer, umso früher kursieren die Gerüchte. Offenheit und gegenseitige Wertschätzung sind mir ganz wichtig.
Du hast das jüngste Gemeinderatsteam aller Zeiten – wie geht’s den Neuen
mit der Alltagsarbeit?
Es läuft wirklich sehr gut. Alle 50 ÖVP-Kandidaten arbeiten in den Ausschüssen mit. Bei der ersten Fraktionssitzung waren 47 Mitarbeiter anwesend – eine tolle Sache. Die neuen Ausschussobleute agieren vorbildlich. So viele neue Ideen und Aktivitäten in den ersten Ausschusssitzungen hat es noch nie gegeben. Und alles unter dem Aspekt, dass der finanzielle Spielraum gleich Null ist.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den anderen Parteien
Ausgezeichnet. Alle stellen Kirchham in den Mittelpunkt, die neuen Mandatare von FPÖ und SPÖ sind sehr bemüht und konstruktiv. Alle Ideen werden ungeachtet von wem sie sind behandelt. Das gegenseitige Vertrauen ist unverändert groß, das Klima ausgesprochen freundschaftlich.
Was bedeuten die dramatischen Steuerausfälle für Kirchham?
Wir bekommen ca. 145.000 (!) Euro weniger Bundessteuern als bisher. Das eigene Steueraufkommen ist gleichbleibend. Ein Lob unseren Betrieben – sie arbeiten hervorragend und sichern uns ein klein wenig Selbstständigkeit. Die Sozialausgaben aber steigen weiter und verursachen Mehrkosten von 50.000 Euro!!! Konkret heißt dies, dass wir den Haushalt nicht ausgleichen können und einen Abgang von 200.000 Euro veranschlagen. Es dürfen keine neuen Projekte begonnen werden. Der Baubeginn für das neue Feuerwehrhaus wurde zwar um ein Jahr auf 2012 verschoben, aber wenn wir heuer nicht so schnell gearbeitet hätten, würd’s noch viel schlimmer aussehen. (Das erste Gespräch mit der Baudirektion fand erst am 26. Mai statt, Anmerkung der Redaktion)
Was sagen die Vereine zu deinem Solidaridätspaket?
Nachdem klar wurde, dass wir nicht ausgleichen können, musste ich handeln. Alle Subventionen, mit Ausnahme der Umweltmaßnahmen, wurden um 15 % gekürzt. In Einzelgesprächen haben alle Betroffenen Verständnis gezeigt – ich danke dafür sehr herzlich und bin stolz auf die Solidarität der Verantwortlichen. Dies wurde auch seitens der BH gewürdigt und die reduzierten Beträge – obwohl noch deutlich über dem verordnetem Limit – wurden genehmigt! Auch mein Ansatz – Subvention nur mehr dann, wenn der Vereinsbedarf im Ort gekauft wird – wurde wohlwollend zur Kenntnis genommen.
Diese Einsparung ist aber nur ein (Wermuts)-Tropfen. Was muss noch geschehen?
Wir müssen unbedingt unsere Einnahmensituation verbessern. Mehr „Kohle“ bekommen wir nur durch mehr BürgerInnen! Jeder Einwohner bringt ca. 1.000 Euro Steuereinnahmen. Daher gilt es mit aller Energie den Wohn- und Siedlungsbau voranzutreiben. Und die Entwicklungschancen unserer Betriebe unterstützen, z.B.: Erweiterung des Gewerbegebietes Guggenberg.
Was sind deine Schwerpunkte für die nächsten drei Jahre?
Kurzfristig gilt es die Nahversorgung zu sichern. Frau Schimpl geht in ihre wohlverdiente Pension – ich bemühe mich intensiv um eine Weiterführung. Es gibt berechtigte Hoffnungen, dass das bestehende Geschäft weitergeführt werden könnte. Wenn wir aber in Kirchham die Nahversorgung langfristig sichern wollen, müssen wir uns alle verantwortlich fühlen und deutlich mehr als bisher im Ort kaufen. Das Wohnbauprojekt „Simmerlfeld“ ist gesichert, den Baubeginn entscheidet letztendlich der neue Wohnbau-LR Dr. Hainbuchner (2010 oder 2011). Die Sportanlage wird im Frühjahr 2010 mit Funcourt und Volleyballplatz fertiggestellt – sofern die Landeszusagen halten. Die Schaffung des Siedlungsgebietes „Kirchham West“ (zwischen Kapellenweg und Brunnenweg) ist in die Wege geleitet, weitere 15 bis 20 Wohneinheiten – Ein- und Mehrfamilienhäuser – sollen dort mittelfristig situiert werden.. Die Erhaltung und Sanierung von Straßen, Wegen, Banketten, etc. ist ein weiterer Schwerpunkt. Sowie alles, was wir ohne viel Geld, aber mit Herz und Hirnschmalz und in Kooperation mit der Bevölkerung umsetzen können, wie Fahrradweg, Ruhebänke, gemeinsame Schaukästen und vieles mehr! Mein Ziel ist, dass sich Kirchham zur Wohlfühlgemeinde im nördlichen Bezirk entwickelt– zum Wohnen, Leben und Genießen!
Was wünscht du dir vom Christkind?
Dass ich ein wenig Zeit habe, um endlich zum Dalai Lama zu kommen – in Form seines Buches „Führen, gestalten, bewegen: Werte und Weisheit für eine globalisierte Welt“, dass ich mir schon die längste Zeit zum Lesen hergerichtet habe.
Worauf freust du dich im neuen Jahr?
Auf den Spatenstich für die Styria-Wohnungen am „Simmerl-Feld“ – und auf die Fußball-WM im Fernsehen!
Herr Bürgermeister, besten Dank und alles Gute!
Danke ebenfalls und ich wünsche allen Kirchhamerinnen und Kirchhamern eine möglichst ruhige Adventzeit, ein schönes Weihnachtsfest und alles erdenklich Gute – vor allem Gesundheit und Zufriedenheit – für das neuen Jahr 2010!